Sektion 19

Zurück zur Übersicht

Krise oder Chance? – Digitale Transformationsprozesse im Unterricht der romanischen Fremdsprachen

Haus 3, Seminarraum 226 | Building 3, Room 226

Sektionsleitung und Kontakt:
Jennifer Wengler (Hannover), E-Mail: wengler@romanistik.phil.uni-hannover.de
Benjamin Inal (Flensburg), E-Mail: benjamin.inal@uni-flensburg.de

Liste der Vortragenden und Vortragstitel
Abstracts
Zeitplan

Besonders die Corona-Krise in den Jahren 2020 und 2021 hat in Bezug auf Digitalisierung und Medienbildung in der Schule Dringlichkeiten und Problemlagen eindeutig her­vor­ge­hoben (vgl. hierzu Inal/Wengler 2021: 5). Die notwendige und daher ruckartige Digita­li­sierung hat digital gestützte Möglichkeiten zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen sichtbar und erfahrbar werden und neue Herausforderungen bis hin zu Missständen offen zutage treten lassen. Neben anwendungsorientierten Fragen stehen in diesem Zusam­men­­hang weiterhin analytisch-reflexive genauso wie informatisch-ethische Frage­stel­lungen im fächerübergreifenden Fokus (vgl. ebd.; van Ackeren et al. 2019).

Und ein Blick in die von den Ländern herausgegebenen Medienkompetenzrahmen deutet an, welchen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sich Schüler:innen gegen­über­se­hen, um „zu einem selbstständigen und mündigen Leben in einer digitalen Welt“ (KMK 2016: 11) zu gelangen. 

Diese zukünftigen Herausforderungen sind noch tiefgreifenderer Natur, als es sich aus vielen bildungspolitischen Strategiepapieren herauslesen lässt. Die fortschreitende und ra­sante Entwicklung digitaler selbstlernender Systeme und der damit verbundene gesellschaftlich-kulturelle Wandel stellen die Notwendigkeit des Fremdsprachenerwerbs grundsätzlich in Frage. Schon heute nutzen Lernende automatisierte Spracherkennungs- und -generierungsprogramme wie Google Translate oder DeepL ganz selbstverständlich. In Hinblick auf die Entwicklungen, die sich am Horizont abzeichnen, erscheint der Status des institutionellen Fremdsprachenunterrichts grundsätzlich gefährdet (vgl. Grünewald 2019: 80).

Die Didaktiken der romanischen Sprachen müssen sich vor diesem Hintergrund die Frage stellen, welche Kompetenzen und Fertigkeiten in Zukunft noch von Bedeutung sein wer­den. Dies gilt für die unterrichtlich zu vermittelnden Kompetenzen genauso wie für die Kompetenzentwicklung angehender Lehrkräfte, deren hochschuldidaktische (Aus-)Bil­dung angesichts des digitalen Wandels „vor ihrer bisher umfassendsten Heraus­for­derung“ stehe, so Funk (2019: 77). In Anbetracht dieses Umbruchs drängen sich ver­schie­dene Fragen auf: Wie werden interkulturelle Sprachkontaktsituationen in Zukunft aus­gestaltet sein, welche (u.a. technischen) Ressourcen werden Verwendung finden und wie ist der Fremdsprachenunterricht diesbezüglich auszurichten? Welche nicht zuletzt ge­sell­schaftliche Bedeutung wird dem Fremdsprachenunterricht im Allgemeinen und dem Unterricht der romanischen Sprachen im Speziellen zukommen? 

Mit Blick auf die skizzierten Herausforderungen setzt sich die Sektion zum Ziel, fach­di­daktische, mediendidaktische und bildungswissenschaftliche Perspektiven in Einheit zu betrachten. Im Rahmen der Sektion können unter anderem folgende Fragestellungen dis­kutiert werden:

  • Welche Auswirkungen der digitalen Transformation auf den Unterricht der ro­ma­nischen Fremdsprachen sind zu erwarten und wie kann/sollte ihnen be­gegnet wer­den? 
  • Welche Bereiche der funktional-kommunikativen sowie inter-/transkulturellen Kom­petenzen werden in Zukunft welche Rolle spielen?
  • Wie wird sich die Prüfungskultur im Rahmen des digitalen Wandels verändern und welche Prüfungsformen und -formate sind angebracht?
  • Welchen Stellenwert wird das informelle Lernen in Zukunft einnehmen? 
  • Welche Erwartungen können an authentische Lehr- und Lernsettings im digitalen Raum gestellt werden?
  • Welche Potenziale bieten das data based und data driven learning?
  • Welche Chancen ergeben sich dank Digitalisierung für den Umgang mit Hetero­ge­nität?
  • Was bedeutet der digitale Wandel für die Professionalisierung der fremdsprach­li­chen Lehrkräfte?

     

Bibliographie

Funk, Hermann (2019): Feindliche Übernahme oder erweiterte didaktisch-methodische Szenarien? Fremdsprachenunterricht in Zeiten des digitalen Wandels. In: Burwitz-Melzer, Eva; Riemer, Claudia; Schmelter, Lars (Hg.): Das Lehren und Lernen von Fremd- und Zweitsprachen im digitalen Wandel Arbeitspapiere der 39. Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts, Tübingen: Narr Francke Attempto, 68–79, (= Giessener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik). 

Grünewald, Andreas (2019): Digitaler Wandel – Warum überhaupt noch Fremdsprachen in der Schule lernen? In: Burwitz-Melzer, Eva; Riemer, Claudia; Schmelter, Lars (Hg.): Das Lehren und Lernen von Fremd- und Zweitsprachen im digitalen Wandel Arbeitspapiere der 39. Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts, Tübingen: Narr Francke Attempto, 80–89, (= Giessener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik).

Inal, Benjamin; Wengler, Jennifer (2021): „L’interface parallèle: Ein Plädoyer für die digitale Bildung“. In: französisch heute (52/3), 5-11.

KMK (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland) (Hg.) (2016): Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. <https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/­PresseUndAktuelles/2018/Digitalstrate­gie_2017_mit_Weiterbildung.pdf>

Van Ackeren, Isabell et al. (2019): „Digitalisierung in der Lehrerbildung. Herausforderungen, Entwicklungsfelder und Förderung von Gesamtkonzepten.“ In: DDS – Die Deutsche Schule (111/1), 103-119.